Hilfe nach einer Affäre: Erste Schritte der Aufarbeitung

 

Wenn ich die Affäre hatte! Über Verantwortung, Reue und Aufarbeitung.

Als Paartherapeutin begleite ich Paare in einer der verletzlichsten Phasen ihrer Beziehung: nach dem Aufdecken einer Affäre. Die Verletzung, die in diesen Gesprächen spürbar wird, ist tief – und sichtbar ist sie oft vor allem bei der Person, die betrogen wurde. Doch hinter der Person, die die Affäre hatte, liegt meist ein ebenso intensiver, oft innerlich zerrissener Prozess.

In meinen Sitzungen zeigen sich immer wieder ähnliche Muster, ähnliche Sätze, ähnliche innere Kämpfe – auf beiden Seiten.

 

🎭 Die unsichtbare Seite des Schmerzes

Die Person, die eine Affäre hatte, steht oft unter starkem Druck – innerlich wie äußerlich. Sie wird zur Verursacherin oder zum Verursacher des Leids erklärt, was in gewisser Weise auch stimmt. Und doch ist das nur ein Teil der Wahrheit.

Denn: Hinter einer Affäre steht oft kein einfacher Wunsch nach Abenteuer, sondern ein ungelöster innerer Konflikt, eine Überforderung, eine lange nicht ausgesprochene Sehnsucht.

In der Praxis erlebe ich, wie diese Menschen zwischen Schuld, Erklärungsversuchen und Sprachlosigkeit taumeln. Viele sagen:

„Ich weiß, dass ich alles kaputtgemacht habe, aber ich kann nicht sagen, warum ich es getan habe.“  

„Ich erkenne mich selbst nicht wieder.“  

„Ich will helfen – aber alles, was ich sage, macht es schlimmer.“

🧨 Was nach dem Aufdecken passiert

Wenn eine Affäre ans Licht kommt, bricht nicht nur für die betroffene Partner*in eine Welt zusammen. Auch für die Person, die die Affäre hatte, verändert sich schlagartig alles.  

Ich erlebe dann oft:

  • Starke Scham und Schuldgefühle  

  • Überforderung mit den Reaktionen der Partner*in 

  • Verlust des Selbstbilds als „guter Mensch"  

  • Gleichzeitig Trauer, Sehnsucht oder Schuldgefühle gegenüber der Drittperson  

  • Das Bedürfnis, sich zu erklären – und gleichzeitig das Gefühl, nichts sagen zu dürfen  

Viele erleben innerlich einen Zustand von Ohnmacht: „Ich kann es nicht mehr rückgängig machen – aber ich kann es auch nicht wirklich erklären." 

Illustration mit dem Text "Healing is not lineat" mit einem Graphen aus dem hervorgeht, dass es immer "ups" und "downs" gibt

💡 Was jetzt wichtig ist:

1. Verantwortung anerkennen – ohne sich selbst zu zerstören  

Ja, du hast verletzt. Und ja, du trägst Verantwortung. Aber das bedeutet nicht, dich selbst zu verurteilen. Echte Reue ist nicht laut, sie ist präsent:  

„Ich sehe deinen Schmerz. Ich bin da. Ich gehe nicht weg.“

2. Nicht erklären, um sich zu rechtfertigen – sondern um sich zu verbinden  

Es geht nicht um eine saubere Begründung. Es geht darum, nachvollziehbar zu machen, was in dir los war – und wie du es heute einordnest. Nicht sofort, aber Stück für Stück.  

„Ich war an einem Punkt, wo ich mich selbst nicht mehr gespürt habe.“

3. Mit den starken Gefühlen des Gegenübers bleiben  

Viele sagen: „Ich halte den Schmerz nicht aus.“ – und flüchten in Rückzug, Wut oder Erklärungen. Doch der Weg führt genau durch diese Momente hindurch. Nicht um Schuld zu „büßen“, sondern um Verbindung neu entstehen zu lassen.

4. Trauer zulassen  

Eine Affäre ist oft auch ein Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse, Sehnsucht, vielleicht sogar einer echten Verbindung zur Drittperson. Auch das darf Raum haben – nicht im Gespräch mit der Partner*in, aber in deinem Inneren oder in einer Begleitung. Nur wer trauert, kann ehrlich neu wählen.

5. Sich begleiten lassen  

Du musst das nicht allein sortieren. Manchmal braucht es einen geschützten Raum, um die eigene Geschichte zu verstehen, innere Widersprüche zu halten – und einen neuen Weg zu finden. Für dich selbst, und – vielleicht – für euch als Paar.

 

Manchmal braucht es nur ein erstes Gespräch, um herauszufinden, ob Paartherapie der richtige Weg ist.

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🛠 Was in der Paartherapie hilft

Wenn eine Affäre aufgeflogen ist, kommen viele Paare in einem Zustand großer Überforderung in die Therapie. Für mich als Paartherapeutin geht es dann zunächst nicht um schnelle Antworten – sondern darum, einen Raum zu schaffen, in dem beide wieder atmen können.

Aus meiner Erfahrung helfen folgende Elemente besonders:

1. Einen sicheren Raum schaffen  

Beide brauchen einen Ort, an dem alles gesagt werden darf – ohne sofortige Bewertung. Besonders die verletzte Person braucht das Gefühl: „Mein Schmerz darf hier Platz haben.“

Und die Person, die die Affäre hatte, darf sich zeigen, ohne sofort verteidigen zu müssen.

2. Orientierung durch Struktur  

Viele Paare verlieren sich im Durcheinander von Fragen, Schuld, Sehnsucht, Wut. Hier hilft es, gemeinsam zu sortieren:  

  • Was ist eigentlich passiert?  

  • Was hat gefehlt – in mir, zwischen uns?  

  • Was brauchen wir jetzt, um wieder in Verbindung zu kommen?

Ich arbeite dabei oft mit klaren Gesprächsformaten, die helfen, nicht im Vorwurf stecken zu bleiben, sondern die innere Wirklichkeit sichtbar zu machen.

3. Eine neue Sprache für das Unsagbare  

Ich begleite Paare dabei, Worte zu finden für das, was oft lange Zeit keinen Platz hatte:  

„Ich habe mich innerlich schon vor der Affäre entfernt – und es dir nicht gesagt.“  

„Ich wusste nicht, wie ich dich erreichen kann. Also habe ich mich von außen bestätigen lassen.“

Solche Sätze verändern etwas – nicht weil sie entschuldigen, sondern weil sie verstehen ermöglichen.

4. Raum für Trauer und Integration  

Therapie ist kein Reparaturbetrieb. Es geht nicht darum, das Alte wiederherzustellen. Sondern zu trauern um das, was war – und neue Wege zu finden, wie Beziehung jetzt gestaltet werden kann. Mit neuen Vereinbarungen. Mit anderen Formen von Nähe. Und manchmal mit einem bewussten Abschied.

Schwarz-Weiß Illustration eines Paares, dass sich innig umarmt

Was ich aus meiner Praxis mitnehme

Ich erlebe immer wieder: Wenn beide Seiten bereit sind, sich mit dem zu zeigen, was wirklich da ist, entsteht etwas Neues. Kein Zurück. Aber vielleicht ein echter Neuanfang – radikal ehrlicher, reifer und verbundener als zuvor.

Nicht alle Paare bleiben zusammen. Aber viele wachsen. Und manchmal beginnt die Beziehung nicht trotz der Affäre neu – sondern gerade wegen der Bereitschaft, durch diesen Schmerz gemeinsam zu gehen.

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Dein Beziehungstyp prägt, wie du in Partnerschaften handelst und fühlst. Wenn du ihn kennst, verstehst du besser, warum du bestimmte Muster wiederholst – und wie du sie verändern kannst.

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Paartherapeutin Louisa Scheel

Ich bin Louisa Scheel und arbeite als Paartherapeutin in meiner Privatpraxis in Berlin Mitte und Online. Mein Fokus liegt auf der Förderung einer gesunden emotionalen Kommunikation und der Stärkung einer sicheren Bindung. Hier könnt ihr mehr über mich erfahren.

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